Wir kommen dann zum Schluss: Im Film werden gen Ende irgendwann die am Anfang und im Verlauf der Geschichte entstandenen Fragen und Probleme wieder aufgegriffen und zu einem wie auch immer gearteten Abschluss geführt. Um zu halten, was man dem Zuschauer mit der ganzen Sache versprochen hat.
In der Geschichte in mehreren Tabs wäre darunter vermutlich die Szene, wie das Knie der Frau, zurück im Lande, aufgeschnitten und die Kniescheibe aus ihren drei Teilen wieder zusammengeflickt wird. Die Narkoseschwester ist hier ebenfalls Swingtänzerin und leiht der Frau für die OP ihren Discman (ein Jüngeren möglicherweise unbekanntes Device aus den 90ern), um das Hämmern und Bohren zu übertönen. Das Röntgenbild des Knies sieht nunmehr aus wie Mein kleiner Werkzeugkasten.
Die Szene, wie die Frau im Krankenhaus bei einer ruppigen Krankenschwester anlässlich der Schwesterhochzeit hartnäckig auf einer Dusche besteht; wie sie frisch geduscht mit der ewig verspäteten Familie in rasendem Tempo Richtung Feierort hetzt, den Laptop des Brautvaters auf dem frisch operierten Knie, um unter dessen ungeduldigen Ist-es-denn-nun-endlich-fertig-Fragen die Power Point-Präsentation für seine Rede zu layouten. Und wie sie mit ihrer Schwester auf deren Hochzeit einbeinig tanzt und die ganze Sache doch noch ein glückliches Ende nimmt.
Eventuell die Szene, wie die Frau sich nach ein, zwei Schnäpsen auf dem Klodeckel sitzend, Zunge hochkonzentriert in der Backentasche, die Fäden selbst zieht und sich dabei fühlt wie Rambo, der im Dschungel seine eigenen Wunden näht. Suspense-Soundtrack: Kann ja jede Sekunde allerhand schiefgehen.
Und, von rührseliger Musik untermalt, wie sie ihre ersten wackeligen Post-Bahnsteigkanten-Swingouts tanzt. Oh, ein Tränendrüsenmoment, nachdem mickrige einbeinige Suzie-Q-Schritte alles schienen, was ihr geblieben war, sich dabei aber als ausgesprochen nützlich bei der krückenlosen Fortbewegung erwiesen. Ein Schatten ihres einstigen Tänzerinnendaseins. Und jetzt das! Wie schön. – Sie wird mittelfristig wieder alles machen können, außer beim Yoga die Taube auf links, was aber nur selten als echter Nachteil spürbar wird.
Nur für die verkriste Liebesbeziehung gibt es keine so richtig auflösende Szene, die alles wieder gut machen würde. Das festzustellen dauert aber noch länger, und auch das ist eine Erkenntnis: dass vieles sich wieder gibt, mit ein bisschen Zeit, aber nicht alles. Und dass das wohl dazugehört zum ganzen komischen Leben.
Und das soll’s dann auch gewesen sein mit den Tabs. Ende, Credits.
Letzte Episode einer Geschichte in mehreren Tabs
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