Drei Zutaten

Ich esse gern, und sehr gern gut, und habe mich eine Weile darum bemüht, eine gute Köchin zu werden. Auch für Ruhm und Applaus, aber schon auch, um mir selbst Zufriedenstellendes liefern zu können. Dabei war der Ansatz in den ersten Jahren des Alleinewohnens und Experimentierens: beim Schnippeln und Garen viel wirbeln, auf der Würzebene viel kombinieren, maximale Komplexität.

Und dann dachte ich in der Küche des Studentenwohnheims, wenn ich gerade die letzten Details an meinem komplexen Abendessen zurechtziselierte und nebenan jemand Spaghetti mit Tomatensauce kochte (und bei 18 StudentInnen kocht immer jemand Spaghetti mit Tomatensauce) ein ums andere Mal: Muoah! Spaghetti mit Tomatensauce wären jetzt eigentlich viel toller!

Wenn das mein Konzept noch nicht ins Wanken gebracht hatte, dann der Italianistikstudent, der mir in einer Vorlesungspause erklärte: Einen Topf mit Knoblauch einreiben. Tomaten in kleine Stücke hacken. Pasta mit Olivenöl drin schwenken. Tolle Sommernudeln! Oder: Linguine mit Zitrone, Knoblauch und saurer Sahne. Fertig. Ultraeinfach.

Das kochte ich dann irgendwann, und es war nicht nur ultraeinfach, sondern auch fantastisch und kam ultragut an. Da fing es dann an, durchzusickern: dass eben auch hier ganz schön oft weniger mehr ist.

Nichts gegen die ausufernden Kochabenteuer meines Freundes K., bei denen viele komplizierte Gänge in einem gigantischen Maschinenpark zubereitet werden und man gegen Mitternacht anfängt zu essen. Das hat in Sachen Ausprobieren viel für sich, ist immer ein schöner Abend und, ja, schmeckt tatsächlich auch. Ähnlich die Restaurantbesuche, wo hier noch ein Schäumchen und da noch ein Spiegel aus X und eine Glasur vom Y an die Hauptsache rangarniert wird: das ist alles fabelhaft und für die Geschmackserfahrungen und manchmal  gar -explosionen die ganze Mühe auch wert. Aber für den Hausgebrauch, finde ich, gilt analog zur 80-20-Regel das Drei-Zutaten-Prinzip: mit denen ist die größte Befriedigung schon erreicht. Alles andere ist nur noch marginal.

Sagen wir: abgesehen von den absoluten Basics wie Öl, Salz, Zucker, Butter, Knoblauch… – darüber hinaus: Risotto und Limette/Ingwer (oder: grüner Spargel/Hühnerfond, oder: Steinpilze/Schalotten, oder: Rote Bete/Ziegenkäse). Lammkeule, Backpflaumen, Rosmarin. Spaghetti, Tomaten. Rote Bete, Minze, Schafskäse. Flammkuchen mit Birnen und Ziegenkäse oder Speck und Zwiebeln. Gnocchi in Salbeibutter. Aglio e olio. Möhren, Ingwer, Kokosmilch. Fisch, Pellkartoffeln, saure Sahne… – So hübsch noch ein Kerbelblättchen oder ein paar Pinienkerne sind: Im Grunde braucht man nicht mehr als drei Dinge zum Glücklich-Sattsein. Nur vielleicht noch Liebe zum Essen und zu den Zutaten, die man hat, auf dass man sie gut behandelt und das Beste aus ihnen rausholt, und dann reichen tatsächlich auch drei, um als gute Köchin durchzugehen.

Drei Zutaten zum Glück

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