Ein Zustellunternehmen steht im Weg, oder Die Macht des öffentlichen Gemaules

Ist denn heute letzte Woche Dienstag? Und wo war der dienstägliche Blogpost? Letzte Woche?

Der steckte fest, und zwar auf dem Weg von der Computerfirma zu mir, oder genauer: die Infrastruktur, um ihn zu schreiben und online zu schalten, namentlich ein Rechner, steckte in den unergründlichen Kreisläufen der UPS-Auslieferung.

Wie wir wissen, ist der frühere, schon sehr betagte Rechner weggekommen, und Ersatz war also nun bestellt und vorfreudig erwartet. Es lief auch wie geschmiert; kaum zwei Tage nach der Bestellung kam die Versandbenachrichtigung. Wie schön: schon auf dem Weg zu mir, mein Arbeitsgerät und ja, auch irgendwie Freund und Kuschelgenosse. Da will ich nichts beschönigen.

Zwei Tage drauf war hier noch kein Rechner eingetroffen, aber ein Lebenszeichen vom Hersteller. Ein Problem sei mit meiner Adresse aufgetreten. Ob ich sie noch mal schicken könne. – Na klar. Mach ich gern. So, jetzt aber. Und ist ja auch noch Vormittag. Vielleicht also schon morgen, am Freitag. Dann ist er zum Wochenende da.

Am nächsten Tag: kein Rechner, aber ein Zettel im Briefkasten. UPS hat die Adresse offenbar gefunden, leider wahlweise nicht geklingelt oder niemand hat’s gehört, von all den Bürogenossen. Haaah. Verdammt. Stehen wir Freiberufler doch zu spät auf für ein um 9 Uhr klingelndes Zustellunternehmen? – Ein weiteres Wochenende des Handygoogelns; immerhin aber: eine konkrete Ankündigung – Montag wollen sie wieder kommen, und DANN finden wir zueinander.

Wild entschlossen, dem nichts, aber auch nichts mehr entgegenstehen zu lassen, kampiere ich in der Nacht von Sonntag auf Montag im Büro. Und wenn sie um sechs Uhr früh kommen: ICH BIN DA! Und werde die Tür aufmachen oder beim Versuch sterben.

Ein bisschen Antiklimaxgefühl, als morgens einfach alle zum Arbeiten eintrudeln, und ich im Schlafanzug immer noch keinen Rechner habe. Ich habe auswärts zu tun an dem Tag und kann leider nicht bis 18 Uhr in der Einfahrt sitzen und warten. Obwohl ich gerne würde. Aber nun sind ja reichlich Leute da, die dafür sorgen, dass das Büro niemals leer steht und zu jedem Zeitpunkt jemand da ist, um den Boten zu empfangen. Für alle Fälle mit einer Trainingseinheit zu meiner Unterschrift, einem auf meinen Namen ausgestellten Personalausweis und künstlichen Fingerkuppen mit meinen Abdrücken ausstaffiert.

Zwanzig Minuten später, noch auf dem Weg zur Arbeit, erreicht mich eine Nachricht des Herstellers: Oh, UPS hat also gestern versucht, das Paket zuzustellen? Und es war niemand im Büro, am Sonntag? Was für eine Überraschung! Keine Rede vom angekündigten Montagszustellungstermin. Ich möge bitte einen neuen Termin mit UPS vereinbaren.

Ein schwer zu beschreibendes Gefühl, zu dem sich meines Wissens auch keine Referenz in der klassischen Literatur findet: wenn man sehr wütend eine ruppige Mail schreiben will, das aber mit einem einzigen Finger auf dem Touchpad eines kleinen Smartphones tun muss. Dabei eine unfassbar penetrante Autokorrektur. NEIN, NICHT RÜBEN! RUFEN SIE MICH AN! DANN SAGE ICH IHNEN DIE VERDAMMTE ADRESSE, WENN SIE SIE NICHT – NEIN NICHT LEASEN! LESEN! WENN SIE SIE NICHT LESEN KOMMEN! KÖNNEN, VERDAMMT!

Ich weiß nichts über das weitere Schicksal dieser Mails; vermutlich verschwinden sie im Postfach einer UPS-Servicemaschine. Und anrufen… Servicehotlines mit Automatenbeantwortung sind einer der ganz großen Systemfehler in der Welt.

Als ich abends zurück ins Büro komme, wird schon aufgeregt die Tür aufgerissen, und alle Kollegen gucken enttäuscht, weil da nicht mein Rechner kommt, sondern nur ich. Den ganzen Tag haben sie drauf gewartet. Kein Zettel im Briefkasten, aber die Sendungsverfolgung vermerkt einen weiteren fehlgeschlagenen Zustellversuch am heutigen Tag.

(WO BLEIBT DIE ERKENNTNIS? IST DAS KEIN LEBENSHILFEBLOG HIER? DOCH! AUFGEPASST!)

Und dann weist meine kluge Freundin J. mich darauf hin, dass es solchen Unternehmen zwar völlig Wurst sei, was für wütendes Gebeiße so im Orkus des Service-Center-Posteingangs lande, dass es ihnen aber überhaupt nicht Wurst sei, was auf ihrer Facebookseite passiere.

Kann man Lifehack nennen: Einmal öffentlich auf der unternehmenseigenen Facebookseite gemault wiegt mindestens drei direkt verschickte Emails auf. Fünf Minuten später gab es Mails und Anrufe von UPS national und international, und am nächsten Tag kam der Rechner. Na. Geht doch. Und nun also glücklich bis ans Ende unserer Tage, Ende.

 

 

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